Hat Löwen Entertainment Spielautomaten manipuliert?

, Februar 16, 2022

Löwen Entertainment

Bisher dementiert die Löwen Gruppe alle Vorwürfe des Spielhallenbetreibers Roland Grüber. Der Fall wird nun vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verhandelt. (Bildquelle: loewen.de)

In Europa zählt die österreichische Novomatic Gruppe zu den größten und erfolgreichsten Glücksspielkonzernen. Der Konzern mit Sitz in Gumpoldskirchen betreibt Spielbanken, elektronische Casinos und Sportwettenlokale. Zudem vermietet Novomatic Glücksspielgeräte und produziert Spielausstattungen sowie Spielsysteme. Die Unternehmensgruppe ist in 80 Staaten tätig und beschäftigt rund 22.000 Mitarbeiter weltweit. Gegründet wurde Novomatic vom Industriellen Prof. Johann F. Graf im Jahr 1980.

Zur Novomatic Gruppe gehört mit der Admiral Sportwetten GmbH auch der mit über 200 Standorten filialstärkste Sportwettenanbieter Österreichs. Seit 2003 gehört auch die deutsche Löwen Entertainment als Tochter zu Novomatic. Nun wurde Löwen Entertainment im deutschen Magazin „Wirtschaftswoche“ mit heftigen Manipulationsvorwürfen konfrontiert.

Die Vorwürfe stammen von Roland Grüber, der bis vor Kurzem deutschlandweit zehn Spielhallen betrieb und in diesen zahlreiche Automaten des Unternehmens Löwen Entertainment stehen hatte. Er will seit dem Jahr 2011 regelmäßig beobachtet haben, dass immer weniger Geld in den Automaten bleibe und zugleich die Spieler immer mehr gewinnen. Schuld daran soll eine illegale Software sein, die vom Hersteller eingesetzt werde, um die Häufigkeit der Auszahlung manipulieren zu können. Löwen Entertainment solle laut Grüber die Automaten so einstellen, dass sie in den eigenen Spielhallen weniger und in den Lokalen fremder Anbieter mehr Gewinne ausschütten.

Vorwürfe sind komplett haltlos!

Löwen Entertainment dementierte umgehend alle Vorwürfe. Der Verdacht von Grüber sei komplett haltlos. Alle Spielautomaten seien ein Nachbau einer Bauart, die von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt zugelassen sind. Software und Gewinnwahrscheinlichkeit einer Bauart seien daher zwangsläufig identisch. Doch laut der Wirtschaftswoche ist auch die Physikalisch Technische Bundesanstalt nicht unumstritten. Der Fachverband Glücksspielsucht habe schon des Öfteren auf die mangelnde Distanz zwischen der Bundesanstalt und den geprüften Unternehmen hingewiesen.

Grüber belegt seinen Verdacht mit Statistiken. Die Quote der an Kunden ausbezahlten Gewinne sei von 2006 bis 2012 um 20 Prozent gestiegen. Dadurch seien seine Gewinne als Spielhallenbetreiber drastisch gefallen. Ein vom Gericht bestellter Gutachter soll die Zahlen bestätigt haben. Löwen Entertainment scheint jedoch in der Lage gewesen zu sein, diese Vorwürfe mit dem Gegengutachten eines renommierten Instituts zu  entkräften.

Laufendes Verfahren vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth

Der Fall wird aktuell vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verhandelt. In dem Verfahren geht es auch um die Frage, ob eine Softwarekomponente bei neun verschiedenen Glücksspielgeräte Bauarten von Löwen zu einer Steigerung der Auszahlungsquote geführt haben könnte.

In Deutschland gibt es etwa 250.000 Spielautomaten. Mit jeweils etwa 45 Prozent dominieren Löwen Entertainment und die Gauselmann Gruppe den deutschen Markt. Im Aufsichtsrat der Novomatic Tochtergesellschaft sitzen zum Beispiel Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Ex-EU-Kommissar Günter Verheugen. Neben den beiden großen Anbietern gibt es in Deutschland noch etwa 5.500 freie Unternehmer, die Geräte der großen Hersteller mieten und sie selbst in Spielhallen oder Gaststätten aufstellen. Für Novomatic ist Deutschland neben Großbritannien der wichtigste Markt.

Wird aus dem Kläger ein Angeklagter?

Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre das ein besonders bitterer Schlag für Löwen Entertainment. Als im März 2022 durch einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ im Fall des türkischen Glücksspielers und Spielhallen-Betreibers Ali T. die Gauselmann Gruppe in Manipulationsverdacht geriet ( Casino Online MrMrs berichtete ), gehörte Löwen Entertainment zu den lautesten Kämpfern und Klägern gegen illegale Praktiken.

Man nahm die Inhalte des Artikels mit Entsetzen zur Kenntnis und forderte, dass Paul Gauselmann, der Chef der Gauselmann Gruppe, seine Ämter als Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie und als Vorstandsmitglied der Deutschen Automatenwirtschaft mit sofortiger Wirkung ruhen lasse. Zudem forderte man eine konsequente Bereinigung und Neuausrichtung der Branche und appellierte an die gesamte Branche, klar Stellung zum legalen und regulierten Glücksspiel zu beziehen und damit den konsequenten Kampf gegen jede Form des illegalen Handelns aufzunehmen.