Spielautomaten Jackpot war ein Softwarefehler
Tobias Mayer , April 29, 2022
„Die Walzen haben Ihnen Glück gebracht. Sie haben $41.797.550,16 gewonnen.” Diese Worte las die 87 Jahre alte Seniorin Pauline McKee auf dem Display des Miss Kitty Spielautomaten – Grund zum Jubeln. So zumindest dachte es die aus Illinois stammende Frau, als sie im Jahr 2011 den vermeintlichen Jackpot gewann. Die Rentnerin war für eine Familienfeier in Iowa und spielte mit ihrer Tochter an dem besagten Spielautomaten in dem bekannten Isle Hotel Casino in Waterloo, als sie dachte, eine außerordentliche Rentenzahlung von mehr als 41 Millionen Dollar ihr Eigen nennen zu können.
Softwarefehler verhindert Gewinn
Doch das Glück war Pauline McKee nicht beschieden. Das Casino verweigerte die Auszahlung, die Seniorin sah keinen Cent. Die Begründung war einfach: Es lag ein Softwarefehler vor. Ein Schild an der Seite des Spielautomaten besagte „MALFUNCTION VOIDS ALL PAYS AND PLAYS” – „Fehlfunktionen annullieren alle Gewinne und Spiele.“ McKee wollte sich das nicht gefallen lassen, da keine Fehlermeldung oder offensichtliche Fehlfunktion während des Spiels auftrat. Sie klagte und brachte den Fall nach mehreren Niederlagen durch die Instanzen bis vor den obersten Gerichtshof in Iowa, dem Iowa Supreme Court. Am vergangenen Freitag entschieden die Richter dort nun endgültig im Sinne des Casinos. Das Urteil: Es lag tatsächlich ein Fehler vor und die Auszahlung betrug lediglich 1,85 Dollar.
Nutzerbestimmungen ließen Fehler vermuten
Der siebenköpfige hohe Gerichtshof entschied einstimmig, dass der Gewinn nicht rechtmäßig war. Die Nutzerbestimmungen, welche auf dem Touchscreen des Miss Kitty Spielautomaten aufgerufen werden konnten, besagten eindeutig, dass die maximale Auszahlung der Maschine 10.000 Dollar betrage – Bonuszahlungen darüber hinaus seien nicht zugelassen. Mit dem Spiel an dem Automaten, so die gängige Regel, erklärten sich Pauline McKee und ihre Tochter mit diesen Nutzerbedingungen einverstanden. Und, wie es im legalen Jargon so schön heißt, ein Vertrag ist ein Vertrag. Entsprechend entschied dann auch der Gerichtshof gegen die Rentnerin.
“Jedwede Nachricht auf dem Bildschirm, die besagte, dass der Spieler 41 Millionen Dollar oder eine andere Summe über dem maximalen Auszahlungsbetrag hinaus gewonnen habe, ist eine nicht fundierte Aussage“, erklärte Richter Edward Mansfield in einer schriftlichen Erklärung, „Die Weigerung des Casinos, die vermeintliche Gewinnsumme auszuzahlen, stellt daher keinen Vertragsbruch im Sinne des Gesetzes dar.“ Das Gericht fügte hinzu: „Frau McKee hatte die Regeln des Spiels nicht gelesen, bevor sie an dem Miss Kitty Spielautomaten spielte.“
Die Iowa Racing and Gaming Commission (die Glücksspiel-Kommission des Bundesstaates) sandte den von Aristocrat Technologies entworfenen und gebauten Automaten für eine forensische Untersuchung zur Kontrolle bei einer speziellen Untersuchungsbehörde ein. Diese kam zu dem Schluss, dass der Automat tatsächlich einen Computerfehler hatte, der für die falsche Jackpot-Benachrichtigung sorgte.
Der Fehler war bekannt
Um den Verlust von Pauline McKee noch bitterer zu machen – der Fehler war dem Hersteller bekannt. Aristocrat Technologies gab schon im Vorjahr, also 2010, eine Meldung heraus, dass der Miss Kitty Spielautomat „in seltenen Fällen“ eine „falsche Bonusmeldung“ auswerfen könne. Die Casinos sollten diese Funktion „als präventive Maßnahme“ deaktivieren, um eventuelle Fehler zu verhindern. Das Isle Hotel Casino in Waterloo hatte diese Maßnahme nicht durchgeführt und deswegen konnte die falsche Jackpot-Benachrichtigung für Frau McKee ausgelöst werden. Ob die McKees nun aufgrund dieser Unterlassung ein Recht auf Schadensersatz haben, oder ob sie sich mit 1,85 Dollar zufrieden geben müssen, das wird in weiteren Verfahren entschieden werden müssen – wenn die Rentnerin sich zu weiteren rechtlichen Schritten entscheiden sollte.
Die komplexe Software der modernen Spielautomaten wird in allen Fällen rigoros getestet, um eben solche Fehler zu verhindern. Dennoch kann es in seltenen Fällen zu Ausfällen oder Falschmeldungen kommen. Der Hersteller hat in diesem Falle korrekt reagiert und die Casino-Betreiber über den Fehler informiert. Die einzige Verfehlung in diesem Fall könnte darin gesehen werden, dass das Casino die fehlerhafte Software nicht deaktivierte.